Das erste Halbjahr 2020 nähert sich dem Ende, und es wird uns allen als herausfordernde Zeit in Erinnerung bleiben. Die Corona-Krise hat viele Gewissheiten in Frage und auch die Buchbranche vor grosse Prüfungen gestellt. Es ist zu hoffen, dass wir sie gut und erfolgreich meistern. Nicht alle von uns sind gleich stark von den Umsatzeinbussen betroffen, und viele Dinge sind im Fluss. Bereits jetzt aber zeichnet sich ab, dass unsere Branche sich gut auf die Situation einstellen kann. Auch für den Verband waren die letzten Monate eine herausfordernde Zeit. Und auch bei uns sind die Dinge im Fluss. Wir versuchen, Aufgaben und Zuständigkeiten neu zu strukturieren und den Verband noch besser auf die Bedürfnisse der Mitglieder auszurichten. Ein erstes positives Resultat davon können Sie der anschliessenden Meldung entnehmen.

Ihr Thomas Kramer

© Beat Felber

Tanja Messerli wird neue Redaktionsleiterin des "Schweizer Buchhandels" (SBH). Damit verstärkt der Verband seine Kommunikation gegenüber den Mitgliedern durch eine bestens vernetzte Kennerin der hiesigen Buchbranche. Tanja Messerli leitete seit 2011 die Abteilung Buchhandel und Kundendialog der Wirtschafts- und Kaderschule KV Bern und zeichnete dort auch für die Zeitschrift "Pegasus" verantwortlich. Zuvor war sie in leitender Stellung im Buchhandel und im Kommunikationsbereich tätig.

Tanja Messerlis künftiger Tätigkeitsbereich geht über die Redaktionsleitung des SBH hinaus: Sie soll helfen, die Mitglieder durch verschiedene Vernetzungs-Initiativen in Zukunft noch enger an den SBVV zu binden und Anliegen der Mitglieder stärker in den Verband zu tragen. Zudem soll die ausgewiesene Branchenkennerin die Kommunikation des Verbands gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit ausbauen und strategisch betreuen. Der Zentral-Vorstand freut sich, eine profunde Spezialistin des hiesigen Buchhandels für diese Aufgabe gewonnen zu haben.

Tanja Messerli tritt ihre Arbeit auf der Geschäftsstelle am 1. August 2020 an. In den ersten Monaten wird sie verschiedene Aspekte ihres erweiterten Tätigkeitsfeldes von Grund auf kennenlernen. Während dieser Zeit wird der "Schweizer Buchhandel" weiterhin von Redakteurin Pascale Blatter zusammen mit dem buchbranchenerfahrenen Journalisten und Blattmacher Marius Leutenegger verantwortet.

Das Zürcher Kulturhaus Kosmos an der Europaallee, gegründet vom Kulturunternehmer Bruno Deckert und Filmemacher Samir, kommt nicht zur Ruhe: Nachdem an der Generalversammlung 2019 Samir aus dem Verwaltungsrat abgewählt worden war, tauschten die Aktionäre diese Woche an der Generalversammlung 2020 den gesamten Verwaltungsrat aus. Neu Einsitz nehmen Kommunikationsberaterin Monica Glisenti, Gastronomin Tina Candrian, Theaterfrau Barbara Ellenberger, Filmunternehmerin Esther van Messel und Finanzexpertin Annelise Wiederkehr. Damit haben die Aktionäre ein Fünfterticket gewählt, das von einer Gruppe Kulturschaffender rund um Sabine Gisiger, Katrin Jaggi und Patrick Frey portiert worden war. Somit ist das zweite Gründungsmitglied des Kulturhauses Bruno Deckert ebenfalls nicht mehr Teil des Verwaltungsrats. Er hatte sich allerdings bereits im Vorfeld nicht mehr zur Wahl gestellt, um den Konflikt zu entschärfen.

Bruno Deckert (er gründete zusammen mit Monika Michel Deckert auch die Buchhandlung "sphères" in Zürich) war bis zur Generalversammlung vom vergangenen Montag Präsident des Verwaltungsrates des Kosmos. Er sagt gegenüber dem "Schweizer Buchhandel": "Einen gesamten Verwaltungsrat auszutauschen, ist ein bemerkenswerter und ungewöhnlicher Vorgang und in diesem Fall eine Folge der letztjährigen GV. Bei diesem Konflikt geht es weniger um Inhalte und ums Programm, sondern um Einfluss und Macht. Das Wichtigste ist deshalb, zu verhindern, dass der Konflikt weitere negative Auswirkungen auf den Betrieb mit seinen 120 Angestellten hat." Das Kulturhaus sei sehr gut aufgestellt, die Entwicklung seit der Eröffnung 2017 erfreulich. Man sei vor dem Lockdown ausserordentlich gut ins Jahr gestartet und habe auch jetzt seit der Wiedereröffnung Grund zur Freude, so Bruno Deckert weiter. Geleitet wird der Buchsalon von drei Frauen, zu denen auch Monika Michel Deckert gehört. Dieser habe sich in den drei Jahren ebenfalls sehr positiv entwickelt. Es gelte jetzt, die Entwicklung aufgrund der neuen Führungssituation abzuwarten und dem neuen Verwaltungsrat eine Chance zu geben, unabhängig zu agieren, wie er es in seinem ersten Statement erklärt hat.

Hier und Jetzt hat seinen Verlagssitz von Baden nach Zürich verlegt. "Wir haben uns in den letzten Jahren verschlankt und waren in zu grossen Büros, ein Wechsel war angesagt und der Mietvertrag lief aus", führt Verleger Bruno Meier die Gründe aus. Das neue Verlagsdomizil befindet sich in einem schönen Altbau im Kreis 2, dem Büro von Co-Verlegerin Denise Schmid, das ihr bereits zur Verfügung stand. Der Ortswechsel symbolisiert keine programmatische Richtungsänderung: "Unser Programm zeichnet sich durch Kontinuität aus und wird sich nicht gross ändern", so Bruno Meier. "Wir haben diesen Herbst einen Frauenschwerpunkt im Vorfeld von 50 Jahre Frauenstimmrecht." Durch die Zeit des Lockdowns sei der Verlag gut gekommen: "Unsere Titel kamen eher spät im Frühling, kurz bevor der Buchhandel wieder öffnete. Und wir hatten ausgezeichnete Medienpräsenz mit den Porträts lesbischer Spitzensportlerinnen, der Autobiografie von Richard Ernst und dem Demokratie-Buch von Jo Lang."

Der Schweizer Generalkonsul in Frankfurt, Urs Hammer, möchte auch in diesem Jahr während der Buchmesse zu einem literarischen Abend mit einer schweizerischen Schriftstellerin oder einem schweizerischen Schriftsteller in Frankfurt einladen. Dieser als Verlagsabend betitelte Event findet am Mittwoch 14. Oktober 2020 entweder in der Residenz des Generalkonsuls in Frankfurt-Ginnheim oder in den Büroräumlichkeiten von Schweiz Tourismus im Westend, unweit der Messe Frankfurt statt. Es ist vorgesehen, bei gutem Wetter einen Teil der Veranstaltung im Freien abzuhalten. Es besteht die Möglichkeit, am Anlass Bücher der Autorin, des Autors zu verkaufen. Bei Interesse mailen Sie bitte bis zum 10. August 2020 ein kleines Dossier mit folgenden Unterlagen:

• Ein Bewerbungs- bzw. Infoschreiben gerichtet an Herrn Generalkonsul Hammer
• Waschzettel oder Exposé zum Buch und Autor
• PDF, Fahnen oder Auszüge aus dem Buch

an Myriam Lang. Der SBVV leitet die Dossiers dann nach Frankfurt weiter.

Der Generalkonsul als Gastgeber entscheidet, welcher Verlag den Abend gestalten darf. Die Honorar- und Reisekosten der Autorin, des Autors sind vom Verlag zu übernehmen. Es bietet sich daher an, sich mit einer Person zu bewerben, die ohnehin in Frankfurt weilen wird. Bitte beachten Sie, dass diese Veranstaltung nur stattfindet, wenn die Frankfurter Buchmesse 2020 durchgeführt wird.

Die Frankfurter Buchmesse ruft Verlage dazu auf, das virtuelle Programm der Literaturveranstaltung "Bookfest digital" mitzugestalten. Das "Bookfest digital" findet am Messe-Samstag, 17. Oktober 2020 statt und soll mit einem kuratierten Programm auf mehreren digitalen Stages Akzente setzen. Es findet ausschliesslich an einem Tag statt, damit eine Fokussierung des Publikums gewährleistet sei, so die Organisatoren. Ideen der Verlage sind bis zum 15. Juli 2020 hier einzureichen.Das "Bookfest digital" ist Teil einer Digital-Strategie für die Frankfurter Buchmesse 2020, die demnächst präsentiert werden soll.

Die deutsche Autorin Helga Schubert hat den Ingeborg Bachmannpreis 2020 in Klagenfurt gewonnen. Sie ist mit 80 Jahren die älteste Bachmann-Preisträgerin und setzte sich mit ihrem Text "Vom Aufstehen" durch, in dem es um eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung geht. Die weiteren Preisträger des Wettbewerbs sind Lisa Krusche (Deutschlandfunkpreis), Egon Christian Leitner (KELAG-Preis), Laura Freudenthaler (3sat-Preis) und Lydia Haider (Publikumspreis). Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur fanden dieses Mal wegen der Corona-Pandemie virtuell und ohne Publikum statt.

2020 vergibt der Kanton Bern auf Empfehlung der deutschsprachigen Literaturkommission sieben Literaturpreise für herausragende literarische Arbeiten. Ein Spezialpreis in der Höhe von 5’000 Franken geht an Paul Ott für seine historische Studie "Mord im Alpenglühen: Der Schweizer Kriminalroman – Geschichte und Gegenwart" (Chronos). Je einen Literaturpreis in der Höhe von 10’000 Franken erhalten folgende Autorinnen und Autoren:

• Fitzgerald&Rimini: "50 Hertz" (Der gesunde Menschenversand)
• Julia Haenni: "Frau verschwindet (Versionen)" (Theatertext)
• Eva Maria Leuenberger: "dekarnation" (Droschl)
• Sunil Mann für «Der Schwur» (grafit)
• Giuliano Musio für «Wirbellos» (Luftschacht)
• Regula Portillo für "Andersland" (edition bücherlese)

Die Verlagsgruppe Oetinger beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit digitalen Formaten und präsentiert dementsprechend schnell die Planung eines virtuellen Messestands für die Frankfurter Buchmesse 2020. Der digitale 360-Grad-Auftritt ist so konzipiert, dass er sich analog an die Frankfurter Buchmesse andocken lässt. Nachgefragt bei Thilo Schmid, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Verlagsgruppe Oetinger:

Thilo Schmid, Oetinger gehört zu den Verlagsgruppen, die seit Jahren am stärksten auf virtuelle Geschäftszweige setzen. Welche Erfahrungen können Sie nun konkret nutzen für den geplanten virtuellen Messestand?
Vor allem unsere Erfahrungen mit agilen Projekttechniken. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind alle SCRUM geschult, zudem haben wir ein grosses Netzwerk, arbeiten kollaborativ und haben uns so aufgestellt, dass wir neue technologische Entwicklungen möglichst früh aufspüren können.

Wie bewegt man sich in einem virtuellen Messestand?
Sie können sich als Gast dort vollkommen selbstständig umsehen und informieren sowie direkt einen Termin mit ihrem Wunschansprechpartner aus unserem Haus vereinbaren. Letzteres funktioniert ähnlich wie bei "TeamsCall". Es werden sämtliche Mitarbeitenden an Bord sein: Unsere Programmverantwortlichen, die Presse, das Marketing, der Vertrieb, die Lizenz- und Rechteabteilung... und natürlich viele Autorinnen und Autoren.

Sie möchten auf emotionales Erleben setzen. Mit welchen Issues ist das möglich?
Mit allen, die Sie auch in der realen Welt kennen und schätzen, in Form von visuellen Erlebnissen, kleinen Filmen oder Fotossequenzen als Entdeckungen am Stand. Natürlich auch Bücher, in denen Sie blättern können. Das Ganze ist sehr spielerisch, intuitiv. Es soll ein angenehmer und inspirierender digitaler Raum entstehen, wo man zugleich sicher und konzentriert mit realen Menschen kommunizieren kann. Zudem wird es ein interaktives Veranstaltungsprogramm geben.

Richtet sich dieser Stand in erster Linie an das Publikum oder an Fachbesucher?
Vor allem an die Fachbesucher, die wir für unsere Titel und Themen begeistern möchten. Aber natürlich freuen wir uns auch auf die Begegnung und den Austausch mit dem Publikum. Genau wie bei einer analogen Messe.

Zeigt Corona, dass die Zukunft des Messewesens digital sein wird?
Die Zukunft ist "Digilog". Es gibt kein Entweder-Oder, sondern nur Verknüpfungen, unterschiedliche Ausprägungen mit einer Tendenz zum Digitalen. Die Marktplätze des Nutzens werden von den Nutzern bestimmt.

Karsten Kredel
(Foto: Jacobia Dahm)

Der Nachfolger von Barbara Laugwitz, neue Verlegerin von dtv, ist gefunden: Karsten Kredel, bislang Leiter von Hanser Berlin, wechselt zu den Ullstein Buchverlagen, die er als verlegerischer Geschäftsführer mit Co-Geschäftsführer Urban van Melis leiten wird. Karsten Kredel hat knapp sieben Jahre die Entwicklung von Hanser Berlin gestaltet. Davor war er Lektor bei Suhrkamp.

Lina Muzur
(Foto: Christian Werner)

Lina Muzur, seit 2018 stellvertretende Verlagsleiterin von Hanser Berlin, übernimmt nach dem Wechsel von Karsten Kredel zu Ullstein die Verlagsleitung. Von 2006 bis 2015 war sie Lektorin für deutschsprachige Literatur bei Hanser in München, bevor sie als Programmleiterin Literatur zum Aufbau Verlag nach Berlin wechselte.

Stefan Schlögl,
Judith E. Innerhofer
(Foto: Yan Gianmaria Gava)

Der österreichische Verlag Brandstätter mit Sitz in Wien stellt die Programmleitung neu auf: Judith E. Innerhofer (36) übernimmt die Programmleitung Sachbuch, Stefan Schlögl (46) wird Cheflektor. Innerhofer wie Schlögl (46) waren zuvor in der Redaktion der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" tätig.

• Berichtigung: Im letzten SBVV-Newsletter vom 18. Juni haben wir über die Eröffnung der neuen Filiale der Orell Füssli Thalia AG im Einkaufscenter "Zentrum" in Regensdorf berichtet. Als Eröffnungsdatum haben wird den letzten Donnerstag genannt. Die neue Buchhandlung öffnet ihre Türen allerdings erst heute, am 25. Juni 2020. Wir bitten für den Fehler um Entschuldigung.
• Hauke Hückstädt vom Literaturhaus Frankfurt wird neuer Vorsitzender des Netzwerks der Literaturhäuser.
• Die Association of Illustrators (AOI) hat diese Woche die Nominierungen für den World Illustration Award 2020 bekanntgegeben. Unter den über 4’300 Bewerbungen wurden 200 Beiträge in 10 Kategorien ausgewählt. Aus dem Zürcher NordSüd Verlag wurde Taltal Levi mit ihrem jüngsten Werk "Wo ihr mich findet" nominiert.
• Macmillan Publishing ordnet in den USA seine Führungsstruktur neu: Künftig wird ein 13-köpfiges Komitee das zur Verlagsgruppe Holtzbrinck gehörende Unternehmen leiten, berichtet Publishers Weekly. Der Vorstandsvorsitzende John Sargent wird sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen, aber weiterhin für das Gesamtgeschäft von Macmillan verantwortlich sein und als Holtzbrinck-Buchvorstand die internationalen Geschäfte (u.a. Deutschland, Grossbritannien) führen.

Fernsehen SRF Kultur
Literaturclub, Dienstag, 30. Juni, 22.25 Uhr
Dave Eggers: Die Parade (Kiepenheuer & Witsch)
Rachel Cusk: Danach. Über Ehe und Trennung (Suhrkamp)
James Baldwin: Nach der Flut das Feuer (dtv)
Andreas Neeser: Alpefisch (Zytglogge)
Fabio Andina: Tage mit Felice (Rotpunkt)

Radio SRF 2 Kultur
52 Beste Bücher, Sonntag, 28. Juni, 11.00-12.00 Uhr / W: 20.00 Uhr
Cihan Acar: Hawai (Hanser Berlin)–

Kontext, Donnerstag, 25. Juni, W: 18:00 Uhr. Literatur im Gespräch
Pierre Jarawan: Ein Lied für die Vermissten (Berlin Verlag)
Jean-Philippe Toussaint: USB-Stick (Frankfurter Verlagsanstalt)
Georges-Arthur Goldschmidt: Vom Nachexil (Wallstein)

Kontext, Donnerstag, 2. Juli, 9.00-10.00 Uhr / W: 18.00 Uhr. Künste im Gespräch
Frank Witzel: Inniger Schiffbruch (Matthes & Seitz)

SRF 2 Kultur aktuell
Annemarie von Matt: Meine Nacht schläft nicht (Limmat)
Joshua Gross: Flexen in Miami (Matthes & Seitz)

Radio SRF 1
BuchZeichen, Dienstag, 30. Juni, 21.03 Uhr
David Nicholls: Sweet Sorrow (Ullstein)
Melitta Breznik: Mutter. Chronik eines Abschieds (Luchterhand)
Paula Irschler: Superbusen (Claassen)

SRF 1 aktuell
Frank Dikötter: Diktator werden. Populismus, Personenkult und die Wege der Macht (Klett-Cotta)

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